Über Haustiere

Ewald schläft noch. Ich sehe ihn zusammengerollt in der Küchentür hängen. Er ist so süß und winzig klein. Nachdem der Haushaltsvorstand aufgestanden ist, wird es wohl Zeit, die Mitbewohner zur Aktivität zu ermahnen. Ich zupfe ein bisschen an seinem Faden. Ewald schreckt aus seinem seeligen Spinnenschlaf auf und versucht sich wieder in seiner baumelnden Schlafposition einzurichten. Was ihm nicht gelingt. Der Haushaltsvorstand besteht darauf, dass Bewegung in die Bude kommt. Ich schnappe mir Ewalds Seidenliane, um seine gesammelten Bonuspunkte für freie Flüge einzulösen. Ewalds Begeisterung hält sich in Grenzen. Mit seiner arachnoiden Körpersprache gibt er mir zu verstehen, dass er nicht mit den allgemeinen sonntäglichen Aufwachritualen  einverstanden ist. Zu spät. Ewald muss nun ein paar Runden auf dem Boden drehen und sich einen anderen Rahmen zum Herumhängen suchen. Beleidigt und mäßig verärgert über die Ansprüche des Haushaltsvorstandes krabbelt er Richtung "irgendwohin". Nachdem mein kleinstes Haustier versorgt ist, wende ich mich meinem sechsbeinigen Hund zu. Wirklich eine treue Seele. Er hockt friedlich rüsselnd auf einer - anscheinend Futtergründe bietenden - Stelle in der Küche. Ein kleiner Puster und er tut das, was er immer tut. Er umschwirrt mich träge kreisend auf der Suche nach Kontakt. Wirklich sehr anhänglich. Zwar wünsche ich, dass alle um mich herum wach sind, aber auf kitzelnden Körperkontakt habe ich keine Lust. Summsel - man kann ahnen woher er diesen Namen hat - lässt sich auf einer anderen Stelle nieder, um das zu tun was er immer tut, Fresschen suchen. Ich lasse ihn seinem Job nachgehen, und tue das, was ich immer tue. Erst mal Kaffee kochen und die sonntagmorgendlichen, kreativen Anfälle in schriftliche Bahnen leiten. Schnell noch ein Foto vom Baum vor meinem Fenster machen, bevor der wunderbar weiche Nebel sich lichtet. Die Ruhe und vernebelte Stille genießen.

 

Ewald ist das egal. Das perfekte Haustier.